Unsere Geschichte beginnt wie bei so vielen Paaren, die sich lieben und den Traum von einer eigenen Familie haben, mit unserer Hochzeit und dem Wunsch, nun endlich die Familienplanung tatsächlich in Angriff zu nehmen. Wir heiraten, bekommen Kinder, selbstverständlich, und bauen ein Haus- so war der Plan, leider stockte dieser beim zweiten Punkt – Kinder bekommen. Im Juli 2012 haben mein Mann und ich geheiratet, seit diesem Zeitpunkt habe ich die Pille abgesetzt, recht schnell merkten wir, dass unsere Bemühungen schwanger zu werden nicht funktionierten, vor allem weil ich keinen Zyklus hatte, meine Periode blieb einfach weg.
Zuerst haben wir uns an unsere Hausärztin gewandt, die uns die Unterstützung untersagte bzw. zu diesem Zeitpunkt noch nicht helfen wollte, sagte wir sollten erst noch ein paar Monte warten und schauen, was dann passiert. Diese Aussage hat uns nicht zufriedengestellt und so sind wir zu einem Frauenarzt mit dem Untertitel „Kinderwunschpraxis“ gewechselt. Einige Tabletten und mehrere Wochen später stockte es auch hier, nichts passierte. Eine weitergehende Behandlung als Tabletten ginge bei ihm nicht, sagte dieser Arzt. Er konnte uns also auch nicht helfen. Also haben wir uns entschlossen es „professionell“ zu versuchen, der Wunsch ein Kind zu bekommen war mittlerweile sehr gross geworden. Seit unserer Hochzeit waren über 14 Monate schon vergangen.
Wir sind zunächst auf die Praxis 360° aufmerksam geworden, da diese nah zu unseren beiden Arbeitsplätzen lag. Ich arbeitete damals im Seefeld, mein Mann am Hegibachplatz. Bisher hatte ich alle Arztbesuche allein gemeistert, mein Mann nahm sich vor von nun an dabei zu sein. Was für ein Segen es war, dass die Praxis so nah war, sollte uns erst später bewusst werden (bei ca. 2 Terminen pro Woche über 2 Jahre hinweg). Jedenfalls waren wir hochmotiviert, als der Arzt des 360° Zentrums uns sehr sympathisch und verständnisvoll begrüsste und uns nach eingehender Untersuchung und vielen Erklärungen den Vorschlag, es mit Spritzen zu versuchen, unterbreitete. Zum ersten Mal kam Hoffnung in uns auf und wir wussten, dass wir hier eine echte Chance haben, unseren Traum von einer Familie zu verwirklichen. Wir haben uns sofort aufgehoben gefühlt, unser Arzt war unsere einzige Bezugsperson und das reichte uns zu diesem Zeitpunkt vollkommen aus. Niemand, weder Familie oder Freunde, waren bislang sonst in unsere Bemühungen einbezogen.
Das Spritzen verlief dann allerdings sehr schleppend und war von Schmerzen begleitet. Wir haben sehr hohe Dosen gebraucht, dies trotz meines jungen Alters von 25 Jahren – also im eigentlich idealen, gebährfähigen Alter. Das Spermiogramm meines Mannes war gut, also schien die Ursache bei mir zu liegen. Mit den Spritzen konnten wir zumindest eine Folikelreifung und damit einen Zyklus erreichen, leider aber keine Schwangerschaft. Der nächste Schritt, die Insemination, war nach einigen erfolglosen Zyklen ins Auge gefasst. Dadurch erhofften wir uns eine deutliche Steigerung, um schwanger zu werden.
Da die Folikelreifung mit den Spritzen sich recht schleppend entwickelte, haben wir nach einiger Zeit entschieden mitten im Zyklus auf ein anderes Medikament zu wechseln, da das erste nicht wie gewünscht angeschlagen hatte. Das neue Medikament jedoch schlug so gut an, dass auf einmal 8 sprungreife Eizellen entstanden. Wir mussten diesen Zyklus also ́leider ́ abbrechen, da nur die künstliche Befruchtung die Alternative gewesen wäre, und soweit waren wir an diesem Zeitpunkt noch nicht.
Beim nächsten Inseminationsversuch entstanden 4 sprungreife Eizellen. Wir wollten nicht schon wieder abbrechen, immer noch nicht künstlich befruchten, aber auch keine Vierlinge bekommen, also hat unser Arzt in einer schmerzhaften Prozedur zwei der 4 Eizellen abgesaugt. Die anderen zwei wurden per Insemination befruchtet. Der Schwangerschaftstest war leider auch in diesem Versuch negativ.
Letztendlich und nach über 3 oder 4 Inseminationen haben wir uns dann doch für den Weg der künstlichen Befruchtung entschieden. Unser Arzt war zu diesem Zeitpunkt mehr als verständnisvoll. Er hat es respektiert, dass wir keine Pause in den Behandlungen wollten, wir wollten immer weitermachen, riet uns aber zu begleitender Akkupunktur und das Aufsuchen einer Psychologin aufgrund der bis dahin erlittenen Rückschläge und erfolgloser Versuche. Auch unsere Eltern haben wir auf sein Anraten hin informiert und über die bislang gemachten Erfahrungen erzählt.
Während der gesamten Zeit der Medikamentengabe habe ich meinen Geschmackssinn verloren. Das war für mich als leidenschaftliche Köchin sehr schwer. Unser Arzt ist bei jedem Besuch darauf eingegangen, hat sich erkundigt, versucht zu helfen. Jedoch wurde stets die Diagnose „medikamentenindizierte Hyposmie“ gestellt. Da uns die Kinderwunschbehandlung wichtiger war, haben wir den Geschmacksverlust hingenommen und die Medikamente weiter eingenommen.
Drei künstliche Befruchtungen folgten, eine davon sogar mit einem Überstimulationssyndrom, bei der ich eine Nacht im Krankenhaus verbringen musste. Unser Arzt war selbst an einem Sonntag telefonisch erreichbar, hat uns Mut zugesprochen und uns die Angst genommen. Dass so etwas passieren kann, wussten wir, wir waren bestens informiert.
Im Dezember 2014 hatten wir dann schon alles mehrmals (Insemination, IVF, Spritzen, Medikamente etc.) ausprobiert. Wir wussten nicht mehr weiter, unsere Hoffnungen waren am Tiefpunkt. Unser Arzt hat jedoch weiter an uns geglaubt, hat uns zu diversen Tests geraten und uns bei der Terminvereinbarung geholfen. So haben wir einen genetischen Test machen lassen und eine Untersuchung im Hormonzentrum. Grund für diese weiteren Untersuchungen war der Gedanke an die GnrH-Pumpe, die in Frage kommen könnte. Wir waren so dankbar und erleichtert, dass es irgendwo etwas gab, was wir noch nicht ausprobiert hatten. Eine kleine Pumpe wird an den Bauch geklebt und spritzt alle 90 Minuten ein Medikament, das zur Follikelreifung führt. Unser Arzt hat sich sehr viel Zeit genommen die Funktionsweise der Pumpe selbst zu verstehen und anschliessend uns genaue Instruktionen zu geben. Bei jedem Termin hat er sich ausführlich und aufrichtig interessiert erkundigt, wie das Leben mit der Pumpe ist. Die Pumpe war einerseits ein Segen, weil das tägliche Spritzen wegfiel, andererseits hatte man einen kleinen Fremdkörper an sich. Die Pumpe klebte auf meinem Bauch, enge Blusen und Kleider waren vorerst passé, da ich im Büro nicht die kleine Beule erklären wollte. Auch das leise Ticken, wenn das Medikament alle 90 Minuten gespritzt wurde, brachte mich in die ein oder andere brenzlige Lage. Während eines Meetings z.B. wurde von einem Kollegen beispielsweise einmal „Psssst“ gerufen, auf das Schweigen hin fragte er „Irgendetwas tickt doch hier“ und wie alle anderen schaute ich mich fragend um, schaute unter den Tisch und hoffte wohlwissend und insgeheim, dass das Ding endlich bald fertig ist. Auch habe ich zwanghaft und diszipliniert darauf geachtet mich nie weiter als 60cm von meiner Tasche zu entfernen, indem stets der kleine Sender versteckt war, so dass dieser immer und jederzeit Funkkontakt zur Pumpe an meinem Bauch hatte.
Mit der Pumpe hat sich stets zuverlässig ein einziger Folikel gebildet, ein mehr oder weniger normaler Zyklus-Rhythmus stellte sich ein. Wir haben zwei Insemination nochmals wahrgenommen, uns dann aber nach diesen weiteren, erfolglosen Versuchen mit dem Thema Adoption näher befasst. Wir haben die Akkupunktur abgesagt, die Termine bei der Psychologin gestrichen und unseren Eltern wieder erzählt bzw. ‚vorgeschwindelt‘, dass wir zunächst eine Pause machen würden. So haben wir aus unserer Sicht den Druck, der sich mit jeder schlechten Nachricht an unsere Eltern immer weiter aufgebaut hat, etwas abbauen können.
Die Pumpe war trotzdem noch unser stetiger Begleiter, nur hatten wir „einfach“ Geschlechtsverkehr, streng nach Terminkalender quasi. Nach 6 Zyklen mit der Pumpe (6 Monate) war es auch wieder so, ich hätte fast vergessen, den Test zu machen, da die Hoffnung auf ein positives Resultat doch nur noch sehr klein war. Früher war die Zeit bis zum Schwangerschaftstest quälend lang, mit der Zeit war das nur noch eine „Formalität“, das Ergebnis stets vorausahnend.
Unsere Partnerschaft war in der ganzen Zeit trotzdem sehr intensiv. Wir haben einander mit Samthandschuhen angefasst. Wir haben feste Rituale gehabt, wie z.B. das gemeinsame Abendessen, haben uns mehr Luxus gegönnt, als Ausgleich zu den negativen Gefühlen (Shopping, schöne Hotels). Freunde und Familie haben wir aber seltener besucht, aus Angst vor Fragen oder aus Angst vor Neid von anderer Leute Kinderreichtum.
Aber auf einmal, im 6. Zyklus also, hat der Test ein positives Ergebnis angezeigt. Anstatt meinen Mann die freudige Nachricht zu verkünden, habe ich als aller erstes unserem Doc eine SMS geschrieben und habe gefragt ob das denn sein kann, mir schien das nicht plausibel. Dieser hat keine halbe Stunde später sofort angerufen und gratuliert. Die Gefühle, nach über 2 Jahren endlich einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen zu halten, waren einfach unbeschreiblich. Die ganzen Mühen und Schmerzen, der ganze Druck, all die Zweifel und Tränen, waren auf einen Schlag vergessen.
Heute, 3 Jahre nachdem ich die Behandlung im 360° Kinderwunschzentrum aufgenommen habe, bin ich Mutter von einem wundervollen, wunderschönem und gesundem Sohn. Nach 6 Monaten habe ich unseren Sohn abgestillt und wieder einen Termin im 360° Zentrum vereinbart. Jetzt wollen wir mit Hilfe unseres Arztes Kind Nummer 2 angehen. Unser Haus wird gerade gebaut- mit vier Kinderzimmern.
Hormontherapie